Spotlights: Modulbau am Standort Aachen

Beispiele Modulbau

KLEUSBERG (links)/ALHO (rechts)

RWTH Aachen Campus ist Hotspot für Modulbau-Experten

Raumzellenhersteller, Brandschutzexperten und RWTH-Wissenschaftler arbeiten gemeinsam im Center Building and Infrastructure Engineering an aktuellen Modulbau-Anforderungen wie Brandschutz, Nachhaltigkeit und BIM

Die Bedeutung von modularem Bauen nimmt immer weiter zu. Die steigenden Bevölkerungszahlen und der demographische Wandel erfordern eine schnelle und qualitätsvolle Schaffung von Wohnraum sowie von Gesundheits-, Bildungs- und Betreuungsimmobilien. Für den Erfolg dieser Bauweise mit Raummodulen, Containern oder auch ehemaligen Seefrachtcontainern, auch übergeordnet als Raumzellen bezeichnet, sind unter anderem drei Themen aktuell von hoher Relevanz: der Zulassungs- und Genehmigungsprozess zum Brandschutz, die Nachhaltigkeitsbewertung von Raumzellengebäuden und das Building Information Modeling (BIM).

BFT Cognos initiiert Konsortium: „Es muss etwas passieren!“

Das deutschlandweit tätige Sachverständigenbüro BFT Cognos (Aachen), immatrikuliertes Mitglied im Center Building and Infrastructure Engineering (CBI) auf dem RWTH Aachen Campus, erkannte das Potenzial eines Industrie- und Wissenschaftskonsortiums im Modulbau. Georg Spennes, Geschäftsführer der BFT Cognos und Centerleiter Dr. Carl Richter ergriffen gemeinsam die Initiative. Nach einem ersten Treffen mit einigen Raumzellenherstellern schlossen sich mit der Zeit elf Unternehmen als Konsortium zusammen und wurden Mitglied im Center Building and Infrastructure Engineering: Algeco, ALHO, AMTRA, BFT Cognos, BOLLE, Cadolto, containerwerk, ELA, SÄBU, KLEUSBERG, ProContain, Zeppelin Rental. Von der wissenschaftlichen Seite ist das Institut für Stahlbau der RWTH Aachen University mit seinem Lehrstuhl für Stahl und Leichtmetallbau sowie dem Lehr- und Forschungsgebiet Nachhaltigkeit im Metallleichtbau in dem Konsortium vertreten.

Zitat Georg Spennes, Geschäftsführender Gesellschafter der BFT Cognos GmbH
Zitat Dr. Carl Richter, Geschäftsführer des Centers Building and Infrastructure Engineering (CBI)

Erstes Konsortialprojekt: Brandschutztechnische Nachweisführung im Modulbau

In Bauprojekten mit Raumzellen stellen sich Bauherrschaften, Planer, Hersteller und Behörden immer wieder die Frage, welche bautechnischen Nachweise, insbesondere zum Brandschutz, konkret erforderlich sind. Da bisher kein einheitliches Verständnis bei allen Beteiligten hinsichtlich der Eigenschaften, Voraussetzungen und Eignungen der Nachweise besteht, führt dies zu Unsicherheiten, unvollständigen Unterlagen und Verzögerungen im Genehmigungsprozess sowie letztendlich Kostensteigerungen. Die Folge: Die eigentlichen Vorteile der Raumzellen-Bauweise gegenüber der konventionellen Bauweise, die insbesondere in einer kürzeren Projektdauer sowie in potentiell geringeren Projektkosten liegen, kommen nicht zum Tragen. In Kooperation mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBD) initiierte das Industrie- und Wissenschaftskonsortium des Center Building and Infrastructure Engineering regelmäßige Arbeitstreffen und erarbeitete innerhalb von einem Jahr den ersten Praxisleitfaden zu Anforderungen an Bauteile von Raumzellengebäuden als Stahltragkonstruktion aus Gründen des Brandschutzes. Dieser umfasst

  • die Einführung und Definition von Begrifflichkeiten und Anforderungen,
  • die Unterteilung in drei Raumzellentypen: Typ I (Seefrachtcontainer), Typ II (nach außen freie Stahlrahmen) und Typ III (nach außen beplankte Stahlrahmen),
  • die Auflistung und Evaluierung der Nachweisformen der Verwendbarkeit und Anwendbarkeit auf nationaler wie europäischer Ebene sowie
  • die Darstellung alternativer Nachweisansätze auf Basis der Bauordnung für das Land Nordrhein-Westfalen.

Weitere Informationen zu dem Praxisleitfaden als einheitliche Hilfestellung für Bauherren, Planer, Hersteller und Behörden sowie über Konstruktionsmerkmale und technische Standards in der Raumzellenherstellung finden Sie hier.

ALHO

Typ 3 (nach außen beplankte Stahlrahmen) | ALHO Modulbau für VOLVO; Copyright: ALHO

KLEUSBERG

Typ 3 (nach außen beplankte Stahlrahmen) | Verwaltungsgebäude Regensburg | KLEUSBERG Modulares Bauen; Copyright: KLEUSBERG

KLEUSBERG

Typ 2 (nach außen freie Stahlrahmen) | Interimsschule Wiesbaden | KLEUSBERG Modulares Bauen; Copyright: KLEUSBERG

ALHO Holding GmbH

Typ 2 (nach außen freier Stahlrahmen) | Baustellenbüro München | ProContain; Copyright: ALHO Holding GmbH

Containerwerk/Stefan Hohloch

Typ 1 (Seefrachtcontainer) | Wertheim | Containerwerk; Copyright: Containerwerk/Stefan Hohloch

Großbrandversuche: Projektförderung in Höhe von 350.000 €

Mitte Oktober 2022 startete das Center Building and Infrastructure Engineering eine Versuchsreihe an Großbrandversuchen von ganzen Raumzellen. Geplant sind insgesamt sechs Großbrandversuche unter normierten Brandbeanspruchungen, die im Brandprüfungszentrum Erwitte des Materialprüfungsamtes Nordrhein-Westfalen (MPA NRW) durchgeführt werden. Der Abschluss der Brandversuchsreihe ist für 2024 geplant. Ziel der mit 350.000 € vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Versuchsreihe ist der Gewinn weiterer Erkenntnisse über die Feuerwiderstandsfähigkeit der Modulbaukonstruktionen. Mit den Versuchen trägt das CBI dazu bei, Planungs- und Genehmigungsprozesse weiter zu verschlanken.
Container beim Großbrandversuch

Mirko Klute/MPA NRW

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, war beim ersten Großbrandversuch in Erwitte vor Ort, um sich persönlich ein Bild von den Versuchen zu machen und sagt: „Das modulare Bauen kann ein Schlüssel sein, um schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch beim Modulbau steht die Sicherheit an erster Stelle. Deshalb ist eine gute und zielgerichtete Brandschutzforschung extrem wichtig. Mit der Förderung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen werden durch Versuchsreihen die brandschutztechnischen Leistungen von Stahlmodulbauten genauer durchleuchtet. Von den Ergebnissen erhoffen wir uns, dass daraus allgemeingültige brandschutztechnische Nachweise für Modulbauten entworfen werden, um dadurch zukünftig Genehmigungsprozesse verschlanken zu können. Mit der Förderung geben wir damit den Impuls, dass nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern in ganz Deutschland schneller und sicherer gebaut werden kann.“

Weitere Informationen zu der Durchführung der Großbrandversuche

Pressemitteilung: Großbrandversuche sollen Klarheit bringen – in NRW wird der Modulbau weiter erforscht

Ministerin Scharrenbach übergibt Förderbeischeid beim 1. Brandschutztest des Centers Building and Infrastructure Engineering

Mirko Klute / MPA NRW

Nachhaltigkeitsbewertung von Raumzellengebäuden

Nachhaltiges Bauen erfährt einen immer höheren Stellenwert auch im Modulbau. Das Center Building and Infrastructure Engineering führt bereits ein Konsortialprojekt mit einer vertieften Bestandsaufnahme des aktuellen Technikstandes sowie der Nachhaltigkeitsbewertung von Raumzellengebäuden durch. Dabei werden mit den Konsortialpartnern die möglichen Anwendungsfelder definiert.

Building Information Modeling (BIM) im Modulbau

Mit der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung steht das Bauwesen vor einem grundlegenden Paradigmenwechsel über die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens und Betreibens. Mit dem Fokus auf Modulbau initiiert das Center Building and Infrastructure Engineering gemeinsam mit dem BIM Center Aachen einen Workshop zum Thema BIM. Weitere Informationen hierzu folgen in Kürze.

Mitglieder im Center Building and Infrastructure Engineering

Sie möchten mehr über das Center Building and Infrastructure Engineering erfahren oder sich in eines der Konsortialprojekte einbringen?

Ihr Ansprechpartner

Dr. Carl Richter
Geschäftsführer
Center Building and Infrastructure Engineering (CBI)
Telefon: +49 241 80-23650
E-Mail: richter@cbi.rwth-campus.com

Das Center Building and Infrastructure Engineering (CBI)

Das Center Building and Infrastructure Engineering (CBI) im Cluster Bauen ging Anfang 2019 mit zehn immatrikulierten Unternehmen an den Start. Mittlerweile sind 22 Unternehmen aus verschiedenen Bereichen des Bauwesens im CBI aktiv. Die Zielsetzung des CBI liegt in der Entwicklung einsatzoptimierter Materialien und maßgeschneiderter Bauprodukte und -systeme sowie in der digitalen Abbildung der Prozesse im konstruktiven Ingenieurbau. Das CBI möchte zusammen mit der Industrie Innovationen sowie Technologietransfers effizienter umsetzen und somit schneller vom Labor auf die Baustelle bringen.