21. November 2018
Die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie GmbH wurde 2010 gegründet, mit dem Ziel, alle Themenfelder der gesamten Prozesskette des industriellen Werkzeugbaus abzudecken. Mittlerweile engagieren sich über 80 Unternehmen in Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Erfahren Sie im Interview mit dem Centerleiter Prof. Wolfgang Boos mehr über die WBA und ihr vielseitiges Tätigkeitsfeld.
Die WBA zog 2017 in das Cluster Produktionstechnik ein – haben Sie sich dort gut eingelebt?
Die WBA hat seit dem Start 2010 mit der Werkzeugbau-Community bereits eine Vielzahl von Aktivitäten zur Industrialisierung der Branche gemeinsam absolviert, aber erst seit dem Einzug in das Cluster Produktionstechnik Anfang 2017 konnten wir die einzigartige Erlebniswelt Werkzeugbau mit dem Demonstrationswerkzeugbau in einem Gebäude kombinieren und das gesamte Potenzial ausschöpfen. Gerade die Erlebniswelt, in der neue Technologien und Produkte bereits in der Entwicklungsphase vorgeführt werden, ermöglicht es den WBA-Mitgliedern und neuen Interessenten, über die einzelnen Herausforderungen des industriellen Werkzeugbaus zu diskutieren und neue Projekte zu starten.
Wofür steht die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie auf dem RWTH Aachen Campus? Was bieten Sie Ihren Mitgliedern genau an?
Die WBA sieht sich als Kompetenzträger für die vielfältigen Aufgaben im Vorrichtungs- und Werkzeugbau auf dem RWTH Aachen Campus. Mit dem besonderen Methodenwissen der Einzel- und Kleinserienfertigung ist die WBA gerade in der Entwicklungs- und Prototypenphase für alle produzierende Unternehmen ein sehr guter Partner, da mit der ganzheitlichen Prozesskette und dem Maschinenpark des Werkzeugbaus sehr schnell Prototypen neuer Produkte erstellt werden können.
Die Mitglieder der WBA-Community treffen sich regelmäßig und verabreden dabei einige Konsortialprojekte sowohl zum Trendscouting als auch zum Benchmarking aktueller Werkzeugbauthemen. Zusätzlich bietet die WBA Nachwuchskräften und Führungspersonen der Werkzeugbaubranche maßgeschneiderte Weiterbildungsformate an. Wenn Werkzeugbaubetriebe spezifische Fragestellungen auf dem Weg zum industriellen Werkzeugbau haben, so erhalten diese Partner durch die Experten der Industrieberatung kompetente Unterstützung, meistens im bilateralen Format. In allen Geschäftsfeldern folgen wir dabei unserer Mission – Unikate in Serie.
In Ihrem Center forschen Wettbewerber gemeinsam an Lösungen – wie ist das möglich?
Die WBA-Mitglieder haben zu Beginn ihrer Zusammenarbeit Regeln vereinbart, die das gemeinsame Forschen als Wettbewerber in der Community ermöglichen. Hierbei sind zum Teil beeindruckende Lösung kreiert worden, da das Interesse an der Zusammenarbeit und der damit verbundenen Hoffnung auf ein besseres Ergebnis größer war als das Konkurrenzdenken, welches leider noch in einigen Unternehmen der Branche vorhanden ist. Die Mitglieder der WBA haben verstanden, dass die Konkurrenz des deutschen Werkzeugbaus primär im osteuropäischen und asiatischen Ausland sitzt und das gemeinsame Ziel sein muss, den Standort Deutschland systematisch zu stärken.
Was bietet die WBA neben der konsortialen Forschung noch an? Und an wen richtet sich das Angebot?
Die Geschäftsfelder Industrieberatung und Weiterbildung sind neben der konsortialen Forschung die zentralen Schwerpunkte der WBA-Aktivitäten. Weiterhin gibt es mit dem Geschäftsbereich der Softwareentwicklung, insbesondere der App-Entwicklung, eine ganz neue Möglichkeit, an dem sich nun RWTH-Studierende neben dem Fachbereich Maschinenbau auch aus dem Fachbereich Informatik mit dem Werkzeugbau beschäftigen können. In der Erlebniswelt Werkzeugbau sind bereits eine Vielzahl von App-Lösungen für den Werkzeugbau selbst programmiert und in einigen Werkzeugbaubetrieben erfolgreich eingesetzt worden.
Wie hat sich der Werkzeugbau seit der Gründung der WBA 2010 verändert? Welchen Einfluss haben die Digitalisierung und Industrie 4.0?
Der fundamentale Wandel hin zum industriellen Werkzeugbau ist nach wie vor das zentrale Thema der Branche. Unterstützt wird der Wandel durch die Möglichkeiten der Digitalisierung und Vernetzung im Zuge von Industrie 4.0. Hiermit werden intelligente Werkzeuge und eine selbstoptimierende Herstellung von Werkzeugkomponenten ermöglicht, sodass ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil geschaffen werden kann. Die Entwicklungen im Zuge der additiven Fertigung/3D-Druck von Komponenten bzw. Werkzeugen wird in der Branche häufig mit Sorge betrachtet, wobei in der WBA-Community bereits Analysen durchgeführt worden sind, die das Verfahren als sinnvolle Prozessunterstützung ansehen, nicht aber als existenzbedrohende Substitutionsgefahr.
Welche Rolle hat der Werkzeugbau international?
Der Werkzeugbau nimmt gerade in einer Vielzahl von Ländern besonders an Bedeutung zu. Hierbei sind neben Asien und insbesondere China auch einige Ländern in Südosteuropa wie die Türkei und einige Länder in Nord- und Mittelamerika wie Mexiko zu nennen, die durch die Globalisierungsaktivitäten der produzierenden Unternehmen vor Ort eine entsprechende Betreuung durch Werkzeugbaubetriebe benötigen.
Wie sieht die Zukunft des Werkzeugbaus aus? Wo geht die Reise der WBA hin?
Die WBA möchte den langen Weg der Industrialisierung der Werkzeugbaubranche begleiten und mit ihren diversen Angeboten aus dem Leistungsportfolio bestmöglich unterstützen. Ziel der Aktivitäten ist es, den Werkzeugbau zu einem einzigartigen Befähiger der Produktentwicklung und der Serienproduktion zu entwickeln.
Weitere Informationen über die WBA Werkzeugbau Akademie finden Sie hier: https://werkzeugbau-akademie.de/