9. Mai 2023
Am 11. und 12. Mai findet das Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium (AWK’23) im Eurogress statt. Wir haben die Möglichkeit genutzt und uns vor dem AWK’23 mit Lea Kaven, der hauptverantwortlichen Gesamtorganisatorin, über die Inhalte, neun Themenrouten und die Herausforderungen nach der Corona-Pandemie unterhalten.
Frau Kaven, Thema des diesjährigen AWK ist „Empower Green Production“. Worum geht es?
Nachdem das 30. AWK 2020 coronabedingt auf 2021 verschoben werden musste, konnten wir es im September 2021 nachholen. Das Motto war „Turning Data into Sustainability“. Wir haben uns im Rahmen des Internet of Production intensiv mit den notwendigen Technologien, Methodiken und Werkzeugen zum Herstellen von Datengrundlagen beschäftigt. Also beispielsweise mit der Vernetzung und der Konnektivität. Seit vergangenem Jahr hat sich die Welt rasant verändert, aufgrund globaler Krisen wie dem Klimawandel, der Corona-Pandemie oder den jüngsten Entwicklungen in der Ukraine. Die große Herausforderung, vor der aktuell Unternehmen und unsere Gesellschaft stehen, ist das nachhaltige Wirtschaften. Das ist ein gesellschaftliches Thema, das nicht nur die Produktionstechnologie betrifft, sondern uns alle.

2021 haben wir schon versucht, einen ersten Ausblick zu geben, wie eine nachhaltige Produktion aussehen kann. Beim AWK’23 gehen wir einen Schritt weiter, indem wir die FESG-Kriterien (Financial, Environmental, Social and Governmental) durch einen ganzheitlichen Einsatz noch intensiver beleuchten. Wir betrachten dafür einen kompletten Kreislauf, der über die Kreislaufwirtschaft hinausgeht und sich auch auf wertsteigernde Maßnahmen konzentriert. Unser Ziel vom AWK’23 ist es, produzierende Unternehmen dahingehend zu unterstützen, wie es seine Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle gestalten kann, um Teil dieser Kreislaufwirtschaft zu werden.

Was macht das Aachener Werkzeugmaschinen-Kolloquium aus?
Grundsätzlich ist es unser Ansatz, beim AWK Forschung und Industrie miteinander zu verknüpfen. In Vorbereitung auf das AWK fanden zwei Expertentreffen mit rund 70 Teilnehmenden statt, in denen Konzepte und Technologien, die aus der Wissenschaft kommen, auf konkrete Use Cases aus der Wirtschaft angewendet werden, um für die Teilnehmenden einen Mehrwert zu schaffen. Die Vorträge in den Expertenrunden werden von einer Vielzahl von Wissenstragenden gemeinsam erarbeitet. Beim AWK werden die Inhalte dann von einer Expertin oder einem Experten vorgetragen, aber dahinter steckt noch viel mehr Know-How als nur das von der vortragenden Person. Dass wir aus dem Leuchtturm der Wissenschaft heraus konkrete Use Cases der Industrie behandeln, erlaubt uns, die Vision von einer grünen und nachhaltigen Produktion mit Inhalten zu füttern. Unsere Key-Note Speaker sind hochrangige Vertreter*innen aus der Wirtschaft, die einen visionären Ansatz teilen. Unser Programm ist sehr breit aufgestellt, über produzierende Unternehmen wie Ericsson, die die Konnektivität in den Vordergrund stellen, bis hin zu Professor Siegfried Russwurm, Präsident vom Bundesverband der deutschen Industrie, der den aktuellen Stand bewerten kann und mit einer großen Vision versieht.
Was ist das Ziel des diesjährigen AWK?
Für mich ist es ein erfolgreiches AWK, wenn wir es schaffen, unsere Vision, die wir gemeinsam mit den Industrievertretern teilen, deutlich zu machen. Und wenn wir es schaffen, die Teilnehmenden untereinander zu vernetzen und es zu einem guten Austausch mit intensiven Diskussionen kommt.
Wie viele Teilnehmende erwarten Sie?
Wir rechnen mit rund 1.000 Teilnehmenden, sowohl in Präsenz als auch Digital. Damit sind wir weltweit eines der größten Produktionstechnischen Kolloquien. Wir bieten den Teilnehmenden zusätzlich zu Key Note Speeches, Expertenvorträgen, Podiumsdiskussionen und Plenarvorträgen die Möglichkeit, an neun Thementouren teilzunehmen, die sich an beiden Tagen an das Vortragsprogramm anschließen. Dort können über 200 Demonstratoren in den Hallen der Forschungsinstitute besucht werden. Zusätzlich werden die jeweiligen Expertinnen und Experten an den jeweiligen Systemlösungen vor Ort sein, um Informationen zu teilen und Fragen zu beantworten. Die Thementouren gehen über den gesamten Campus Melaten, verschiedene Institute und Gebäude sind involviert: Anlauffabrik, WBA, Demonstrationsfabrik, WZL-Maschinenhallen, Manfred-Weck-Haus, das ADITEC-Gebäude und das Smart Automation Lab.
Das AWK wird als hybride Veranstaltung durchgeführt. Bringt das für Sie und Ihr Team noch große Herausforderungen mit sich?
Bedingt durch die Corona-Pandemie sind wir sehr routiniert im Umgang mit digitalen Medien. Wir machen einen durchgehenden Livestream auf einer eigens aufgesetzten Digitalplattform und haben ein eigenes Studio mit Moderation. Zudem spielen wir manche Inhalte nur digital aus, um Themen intensiver zu erläutern. Alle Thementouren sind digitalisiert mit einem System, das wie Google Street View aussieht und funktioniert. Wir veranstalten das Digitalprogramm vor allem für unsere internationalen Teilnehmenden, weil das AWK Gäste über den DACH-Raum hinaus anzieht. Das komplette Programm wird simultan auf Englisch übersetzt. Auch im Nachgang sind alle Inhalte für vier Wochen verfügbar, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Zusätzlich bieten wir im digitalen Raum durch Matchmaking und eine Chatfunktion die Möglichkeit, dass die Teilnehmenden in Kontakt zueinander treten können, auch wenn sie nicht vor Ort sind.
Wann haben Sie mit der Organisation für das AWK’23 begonnen?
Direkt im Anschluss an das vergangene AWK, im Herbst 2021. Seitdem arbeite ich als Gesamtverantwortliche an der Organisation und Umsetzung, zusammen mit einem Team, das aus rund 20 Personen besteht. Dafür bin ich auch sehr dankbar, denn alleine wäre das alles nicht umsetzbar.