10. Oktober 2019
Auf dem RWTH Aachen Campus ist die DFA Demofabrik Aachen GmbH das Verbindungsstück zwischen praxisorientierter Forschung und Konzepten der Industrie. Die DFA setzt Innovationen aus den Bereichen Produktion, Logistik und Montage um. Dr.-Ing. Tobias Hensen ist Prokurist der DFA und erzählt im Interview, was die Demofabrik besonders macht und wie sie Unternehmen in der Arbeit innerhalb unseres Ökosystems unterstützt.
Die Demofabrik dient Unternehmen dazu, mit ihren Produktionsketten die ersten wichtigen Schritte in Richtung Industrie 4.0 zu gehen. Inwiefern hebt sich die Demofabrik von anderen Fabriken ab?
Die Demofabrik Aachen ist in ihrer Konzeption und Ausstattung einzigartig. Wir sind, gemeinsam mit dem FIR e.V., das erste 5G-Kompetenzzentrum in NRW und dadurch in der Lage, Industrie 4.0-Applikationen in ganz neue Sphären zu heben. Durch die Herstellung von Prototypen und Vorserien für Kunden aus verschiedenen Branchen können wir in einer Industrie 4.0-optimierten Industrieumgebung reale Produktionsdaten erheben, mit Hilfe derer wir wiederum neue Ideen und Konzepte für Use-Cases umsetzen können. Wir stellen dabei innovative Lösungen für die Logistik, die Fertigung und die Montage der Zukunft dar und bieten damit Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, ihre Prozesse zu hinterfragen und durch geeignete Maßnahmen ihre Mitarbeiter zu unterstützen sowie ihre Produktivität zu steigern. Die Erprobung solcher Lösungen in einer realen Produktionsumgebung sowie die Generierung neuer Ideen durch Experten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen sind in dieser Form für Industrieunternehmen von zentraler Bedeutung.
Warum ist die Demofabrik sowohl national als auch international von großem Interesse für Unternehmen? Wie viele Gäste begrüßen Sie im Jahr in der Demofabrik?
In der Demofabrik Aachen können Besucherinnen und Besucher einzigartige Lösungen entdecken, die es auf dem Markt häufig noch nicht zu kaufen gibt. So stellen wir neben erprobten Applikationen auch innovative Beta-Lösungen dar, die von Unternehmen entwickelt und in der DFA getestet werden. Darstellen bedeutet hier jedoch nicht einfach nur zu zeigen, sondern real in unseren Hallen zu nutzen und zu erproben. Auf diese Weise können Gäste einen Blick in die Zukunft werfen und bewerten, wie weit ihr Unternehmen in Bezug auf die Umsetzung von Industrie 4.0 bereits vorbereitet ist. Jährlich kommen deshalb rund 15.000 Besucher ins Cluster Smart Logistik, um bei Führungen, Seminaren und Workshops Industrie 4.0 live zu erleben und Prozesse selbst zu erproben.
Wobei unterstützt die Demofabrik Unternehmen über die Optimierung der Produktionsketten hinaus?
Neben der Darstellung von Industrie 4.0-Applikationen und der Optimierung der Wertschöpfungsprozesse von Unternehmen arbeiten wir mit Unternehmen auf dem RWTH Aachen Campus, aber auch mit Unternehmen aus NRW und ganz Deutschland an unterschiedlichen Produkten. Durch die Abbildung der gesamten Prozesskette unterstützen wir Unternehmen bei der Entwicklung und Konstruktion und begleiten diese bis hin zum Ramp-Up der Serienproduktion. Gemeinsam mit unseren Partnern auf dem Campus wie der WBA und der Anlauffabrik sind wir dadurch, wie kaum ein anderes Unternehmen außerhalb dieser Landschaft, in der Lage, vielfältige Fertigungstechnologien einzusetzen. Durch die Entwicklung der Industrie 4.0-Lösungen ermöglichen wir unseren Partnern eine signifikante Produktivitätssteigerung, durch die sie am Hochlohnstandort Deutschland konkurrenzfähig sein können.
Welche Bedeutung hat das Ökosystem RWTH Aachen Campus für die Demofabrik?
Die Demofabrik Aachen ist so erfolgreich und weit über Aachen hinaus bekannt, weil sie auf dem RWTH Aachen Campus in ein einzigartiges Umfeld eingebunden ist, welches Innovationen fördert. Diese Innovationen können dann auch dank vorhandener Ressourcen und Kapazitäten schneller umgesetzt werden. Dies ist eine Einzigartigkeit, die uns von vielen anderen Lernfabriken unterscheidet. Hier profitieren wir auch von den Kompetenzen und der Leidenschaft der im Cluster Smart Logistik sitzenden Center wie beispielsweise dem Center Connected Industry oder dem European 4.0 Transformation Center sowie anderen wie dem FIR e.V. und dem WZL, die die Demofabrik immer wieder als Testbed nutzen und neuartige Lösungen pilotieren. Das Zusammenspiel von leidenschaftlichen Wissenschaftlern sowie innovativen und mutigen Industrieunternehmen stellt für alle Beteiligten einen großen Mehrwert dar und macht den Standort einzigartig in Deutschland. Die DFA ist in diesem Gesamtkonzept ein zentraler Baustein und Impulsgeber.
Zum Abschluss: Welchen Primo- oder Prototypen möchten Sie selbst gerne einmal bauen?
Durch den Bau von Stahl- und Aluminiumkarosserien für den StreetScooter und den e.GO Life haben wir in der Vergangenheit gezeigt, dass wir ein zuverlässiger Partner in der Entwicklung von neuen Produkten und der Herstellung von Prototypen sind. Daneben haben wir auch für andere Branchen Lösungen entwickelt und gebaut. Für uns ist es wichtig, unabhängig vom Produkt, breit aufgestellt zu sein und als Lösungsanbieter wahrgenommen zu werden. Selbstverständlich schauen wir sehr genau auf das neue Silent Air Taxi. Hier sehen wir viele spannende Themen, in die wir unsere Kompetenzen gerne einbringen würden.
Weitere Informationen zur Demofabrik Aachen finden Sie auf der Website.