23. Mai 2025

Wie lässt sich Künstliche Intelligenz von der Forschung in die Industrie überführen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des RWTH Industry AIxChange, der am 22. Mai über hundert Teilnehmende aus Forschung und Industrie ins Cluster Smart Logistik auf dem Campus Melaten brachte. Die Veranstaltung, organisiert vom KI-Center der RWTH, dem Exzellenzcluster Internet of Production und der RWTH Aachen Campus GmbH, zeigt: Hier geht es nicht um Visionen, sondern um Anwendung.

Dialog statt Monolog: Wo Innovation in die Praxis geht

„Deutschland hat großen Nachholbedarf bei der praktischen Umsetzung von KI.“ Mit dieser offenen Einschätzung eröffnete Prof. Will van Aalst, international renommierter KI-Forscher und Lehrstuhlinhaber für Process and Data Science an der RWTH Aachen, gemeinsam mit Dr. Julia Mann die Veranstaltung. Nicht als Kritik, sondern als Einladung zur Kooperation. Doch genau darin liegt die Stärke des RWTH Aachen Ökosystem: Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeiten hier im engen Schulterschluss. Die Wege sind kurz, die Ansprechpartner*innen sind auf Augenhöhe und der fachliche Austausch ist eng.

Der RWTH Industry AIxChange richtete sich exklusiv an Industriepartner aus dem Ökosystem des RWTH Aachen Campus, dem KI-Center und dem Exzellenzcluster Internet of Production und bot damit den optimalen Rahmen für einen fachlichen und offenen Austausch. Das wurde auch beim „Marketplace“ deutlich, wo 14 Center und Institute ihre aktuellen Projekte präsentierten. Darunter die WBA Aachener Werkzeugbau Akademie, das Center Integrated Business Applications (CIBA), und das Center Data Intelligence in Operations (DIO) sowie das Service Performance Center (SPC), das Industrie 4.0 Maturity Center (I40MC), das Telemedizinzentrum und das Invention Center.

Ein weiterer Aussteller war das Center Smart Assembly, das mit einem veranschaulichte, wie KI zur Optimierung vom Montageprozessen eingesetzt werden kann. Gezeigt wurde eine Anwendung, bei der eine KI-basierte Computer Vision Software Montageprozesse anhand von Daten analysiert. Die KI wurde dabei nur mit synthetisch generierten Bilddaten trainiert, um die Zeit bis zum Einsatz der KI zu reduzieren. Das Ziel: Erkennen und aufnehmen von Montageprozessen erfahrener Mitarbeiter, um daraus automatisiert Montageanleitungen abzuleiten. Das Anlernen wird dadurch beschleunigt, im implizites Wissen kann in Zeiten des Fachkräftemangels festgehalten werden. Entwickelt wurde die Anwendung im Forschungsprojekt AGASTIK unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Impulse aus der Industrie: Zwischen Realität und Potenzial

Dr. David Welling (WBA) und Thomas Unseld (hiqs) zeigten in ihrem Vortrag praxisnah, wie KI schon heute Effizienzpotenziale in der Produktion hebt – aber auch, welche Herausforderungen sich etwa im Werkzugbau stellen. Ihr Fazit: Fortschritt ist ein gemeinsamer Weg, bei dem Technik, Prozesse und Menschen mitgenommen werden müssen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Joerg Herbers (Inform), Annika Lorenz-Kornfeld (REWE Digital), Prof. Will van der Aalst (Lehrstuhlinhaber für Process and Data Science) und Prof. Michael Riesener (Forschungsgebiet Deep Tech Innovation) über zentrale Themen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Im Fokus standen mehrere Perspektiven: Wie KI die industrielle Praxis verändert, aber auch, welche Bedarfe und Herausforderungen KI in Unternehmen mit sich bringt. Die Podiumsteilnehmenden waren sich einig: Nur durch kooperative Ansätze werden neue Technologien sinnvoll und nachhaltig in bestehende Systeme integriert werden können.

Teil eines größeren Ganzen: Die Aachener KI-Woche

Der RWTH Industry AIxChange war ein Baustein der Aachener KI-Woche, die Forschende, Industrie in und um Aachen zusammenbringt, um die Spitzenforschung im Bereich Künstliche Intelligenz an der RWTH zu präsentieren, Schlüsselakteure aus Wissenschaft und Industrie zu vernetzen, KI-bezogene Themen mit den Bürger*innen zu diskutieren und die nächste Generation über KI aufzuklären. An der RWTH forschen aktuell rund 90 Arbeitsgruppen zu KI-relevanten Themen – ein weiterer Beleg für die Breite und Tiefe der Aktivitäten. Dabei geht es nicht nur um technologische Exzellenz, sondern um konkrete Antworten auf drängende Fragen der Industrie. Und darum, wie man aus guter Forschung marktreife Anwendungen macht. Gemeinsam, strukturiert und mit direktem Nutzen für Unternehmen.