12. September 2024

Aachen, 12. September 2024 – Das Center Construction Robotics (CCR) im Cluster Bauen auf dem RWTH Aachen Campus Melaten lädt gemeinsam mit beteiligten Forschenden der RWTH Aachen und ihren europäischen Forschungspartnern aus Wissenschaft, Industrie, Verbänden und Politik am 17. und 18. September 2024 zur Open-Campus-Week ein. Zum Thema „Living Lab – Research. Network. Knowledge“ werden aktuelle Forschungsprojekte und Highlights der ersten digitalen Referenzbaustelle Euro-pas als Teil des 5G Industry Campus Europe mit Projektpartnern präsentiert. „Die Zukunft des Bauens ist digital. Im digitalen Zeitalter ist eine Baustelle nicht nur ein physischer Raum, sondern ein Ort der digitalen Zusammenarbeit. Wie das geht, wird an der RWTH Aachen greifbar. Mit der ersten digitalen Referenzbaustelle sind wir europäischer Vorreiter und zeigen eindrücklich, was digitale Technologien wie 5G für die Baubranche an Innovation möglich machen“, sagt Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr (BMDV), der die Festwoche der Open-Campus-Week eröffnen wird.

Die Referenzbaustelle ist die erste mit 5G ausgestattete Baustelle für Forschung und Lehre in Europa, Testgelände und selbst ein Demonstrationsprojekt mit einer Fläche von 4.000 m². Als Teil des 5G Industry Campus Europe dient sie als Reallabor zur Erforschung von Kommunikations- und Daten-schnittstellen so wie der Digitalisierung und Automatisierung von Baustellen und Bauprozessen. Ziel ist es, verschiedene Kommunikationstechnologien sowie den Einsatz von cyber-physischen Systemen für Anwendungsfälle im Bauwesen in dynamischen und rauen Umgebungen zu erproben. Ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam der RWTH Aachen forscht hier gemeinsam mit europäischen und lokalen Industriepartnern in zahlreichen Projekten. Der Mix aus interdisziplinärem Wissen und praktischer Erfahrung aus der Industrie ist von unschätzbarem Wert, um die Digitalisierungslücke, die aktuellen Herausforderungen in der Automatisierung und zukünftige Anforderungen der Kreislauf- wirtschaft in der Bauindustrie gemeinschaftlich zu lösen. „Das nordrhein-westfälische Förderprogramm „Digitalisierung der Bauwirtschaft und innovatives Bauen“ unterstützt wegweisende Forschung in der teil-automatisierten Sanierung von Bestandsgebäuden auf der Referenzbaustelle in Aachen“ freut sich Daniel Sieveke, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW.

Einblicke in praxisnahe Problemstellungen

Auf der Referenzbaustelle können Innovationen ab Technology Readiness Level 4 in einem realen, kontrollierbaren Umfeld getestet werden, bevor sie auf echten Baustellen zum Einsatz kommen. Dies minimiert erheblich das unternehmerische Risiko, speziell für klein- und mittelständische Unternehmen (KMUs). Dagegen profitieren Hochschulen von Einblicken in praxisnahe Problemstellungen der Industrie. Studierende können im Rahmen ihrer Masterarbeiten eng mit Industriepartnern zusammenarbeiten, was die Sichtbarkeit der Firmen bei Nachwuchskräften steigert und den Transfer gut ausgebildeter Arbeitskräfte in die Bauindustrie fördert. „Die Referenzbaustelle ist ein lebendiges Reallabor. Unser wissenschaftlicher Nachwuchs hat hier die Möglichkeit gemeinsam mit den Industriepartnern und Forschenden der RWTH, ihre zukünftigen Arbeitsplätze im Bauwesen neu zu erfinden und mitzugestalten“, sagt Prof. Sigrid Brell-Cokcan, Lehrstuhlinhaberin Individualisierte Bauproduktion und wissenschaftliche Leitung Center Construction Robotics. Darüber hinaus profitieren Unternehmen als Beta-Tester von neuen Technologien und können früh Einfluss auf Entwicklungen nehmen. Dies verschafft potenzielle Marktvorteile bei der Einführung von Digitalisierung und Automatisierung und stärkt so den Industriestandort Deutschland. Der freie Zugang im FAIR Use Prinzip zu modernster technischer Ausstattung und Infrastruktur ermöglicht Startups und KMUs eigene Entwicklungen zu testen. „Die Referenzbaustelle und die Zusammenarbeit mit den Studierenden und Forschern der RWTH Aachen hilft uns gerade in herausfordernden Zeiten unsere eigenen Entwicklungen schneller und effizienter voranzutreiben“, so Christian Klein, Geschäftsführer bei Schulte Transportsysteme GmbH.

Mobiler Baustellenroboter

Eine Weltneuheit ist die Präsentation eines ersten Funktionsmusters für einen mobilen KUKA Baustellenroboter, dem KMR Iontec Outdoor, als Hybrid aus einer kettengetriebenen mobilen Plattform und einem Industrieroboter, der in Kooperation mit der KUKA GmbH und dem Lehrstuhl für Individuali-sierte Bauproduktion und dem Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen im Rahmen einer DFG-Förderung entwickelt wurde.

Einzigartig sind die kollaborativen Forschungsprojekte, in denen gemeinsam mit Industriepartnern reale Demonstratoren auf der Referenzbaustelle realisiert werden. So verbindet der im TARGET-X Projekt entwickelte “Re-Stage” Multi-Material-Demonstrator eindrucksvoll die kollaborative Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Architekten und Planern zu Baufirmen und Teilgewer-ken mit Forschern der Universität. Das 12 Mio. € TARGET-X Projekt dient als eine vorwettbewerbliche europäische Plattform zur Entwicklung und Erprobung verschiedener Digitalisierungs- und Automatisierungsansätze durch nachhaltige Speicherung von Maschinen-, BIM- und Bauteildaten, um eine kreislaufgerechte Rückgewinnung von Baumaterialien nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip zu erreichen. Um die Rückbaubarkeit des Re-Stage Demonstrators zu zeigen, ist das Ziel das Gebäude in Aachen auf- und rückzubauen und auf der bauma 2025 wiederaufzubauen. „TARGET-X ermöglicht uns die Weiterentwicklung unseres Solartrailers, der basierend auf den Erfahrungen für mobile Solarsysteme an der Princess Elisabeth „Zero Emission“ Forschungsstation in der Antarktis gebaut wurde. Hier auf der 5G-Referenzbaustelle in Aachen freuen wir uns darauf, die Grenzen unseres Systems auszutesten, um über 5G ferngesteuert gleichzeitig Baumaschinen, Krane und Roboter mit unserem Solargenerator energieautark und umweltfreundlich aufzuladen und zu betreiben“, Benoit Hellebuyck, Geschäftsführer bei Lelieur BV.

Die Referenzbaustelle bietet ein einzigartiges, partizipatives Forum, um zukunftsweisende Bauprozesse und -technologien unter realen Bedingungen zu erforschen und innovative Transformationen des Bauwesens zu beschleunigen.