12. Juli 2021
Interview mit Prof. Volker Stich I Leiter Cluster Smart Logistik und Geschäftsführer FIR e.V. an der RWTH Aachen über neue Technologien, Potenziale und die Demonstrationsfabrik auf dem Campus
Herr Professor Stich, welche Rolle spielt das FIR im Projekt 5G-Industry Campus Europe (5G-ICE) zusammen mit den Partnern des Fraunhofer IPT und WZL?
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie?
Beschreiben Sie bitte die Vorteile von 5G im Produktionsalltag.
Geringe Latenzzeiten, hohe Anzahl verbundener Geräte oder große Datenraten sind Ziele von 5G. Wie weit sind Sie denn mit der Demonstrationsfabrik, was passiert da zur Zeit?
Zweites Ergebnis: 5G stellt eine ganz stabile Grundversorgung dar, weil man nicht nur ein Gerät, sondern viele Geräte anschließen kann. Dem Sendemast ist es egal, wie viele Geräte da sind. Da wird es für Unternehmen interessant und insbesondere die Automobilindustrie arbeitet an entsprechenden Konzepten.
Der Mittelständler verspricht sich von 5G die Steigerung seiner Produktivität. Wie kommen Sie da zusammen?
Die erste ist die unverbindlichste. Wir berichten über konkrete Beispiele in einer möglichst verständlichen Sprache. Der Mittelständler will letztendlich eine funktionierende Lösung haben.
Der zweite Punkt: Der Mittelständler fragt uns, ob wir ihm dies einmal exemplarisch zeigen können. Deshalb haben wir in Zeiten ohne Corona mit vielen Besuchern Führungen gemacht, etwa fünf pro Woche. Es gab und gibt Anfragen aus NRW, aus Nord- und Süddeutschland, von kleineren und mittelgroßen Unternehmen bis zum großen Konzern.
Die dritte Stufe mündet in die direkte Beratung und Unterstützung vor Ort, nachdem sich ein Unternehmen entschieden hat, mit 5G zu arbeiten. Dieser Fall ist zur Zeit aber noch eher selten, die Unternehmen zögern mit der Einführung aus den unterschiedlichsten Gründen.
Gibt es ein Beispiel für bereits erfolgte konkrete Beratung?
Oder das Beispiel Bosch, Bosch installierte in einer seiner Fabriken hunderte von Mikrofonen, um schnell zu erfahren, wo eine Maschine in eine Problemphase kommt oder sogar auszufallen droht. Diese Mikrofone miteinander zu verbinden, ist mit gängigen Kommunikationsstandards nicht möglich, jedoch aber mit 5G.
Außerdem ist 5G auch noch energieeffizient. In jedem Mikrofon muss man nur alle zehn Jahre die Batterien wechseln.
Und das autonome Fahren?
Ein weiterer Punkt ist, dass die Anrainer oftmals behaupten, die Strahlung mit 5G sei gesundheitsschädlich und deshalb im Innenstadtbereich unbedingt zu vermeiden. Hier wird zum Teil maßlos übertrieben und wenig substantiell diskutiert. Beim Uniklinikum Aachen gibt es langjährige Untersuchungen und Analysen dazu sowie inzwischen die größte Datenbank zur Untersuchung von Auswirkungen von 5G auf den menschlichen Organismus.
Sprechen wir über kleine und mittlere Unternehmen. Wo stehen wir bei der nutzerorientierten Entwicklung in Deutschland?
Wir haben zudem von den drei größten weltweit agierenden Großanbietern, also Ericsson, Nokia und Huawei, zwei in Europa. Mit denen arbeiten wir auch eng zusammen. Dem Anwender aus dem Mittelstand ist aber oft noch nicht der Unterschied zwischen dem Verbrauchernetz, also Telekom, Vodafone und so weiter, und dem privaten Industrienetz klar. Wir sind mit unseren Partnern inzwischen in der Lage, ein 5G-Netz aufzuspannen, mit dem wir vor Ort für ein oder zwei Tage prüfen können, welche Möglichkeiten 5G für einzelne, individuelle Unternehmen hätte.
Aber der Mittelstand wird oftmals immer noch irritiert nach dem Motto: Bevor Sie 5G einführen, warten Sie ruhig den neuen Wireless-LAN-Standard oder gar 6G ab, der kommt irgendwann!
Damit wird eine supergute Technik kaputt geredet. Hier wird unnötigerweise Unsicherheit geschürt.
Wird also die Dimension der Technologie noch unterschätzt?
Wie kann ein kleiner Unternehmer jetzt ein solches 5G-Netz aufbauen?
Erstens machen wir mit dem individuellen Unternehmen eine sogenannte technische Feasibility-Studie, also fragen, ob das Unternehmen überhaupt die nötigen Voraussetzungen hat.
Zweitens entwerfen wir gemeinsam einen individuellen Projektplan, in welchen Schritten das Unternehmen welche Hausaufgaben lösen muss, um sich auf die Transformation vorzubereiten. Da geht es unter anderem um Dateninfrastrukturen, Datenmodelle und eine oftmals ausgesprochen heterogene IT-Landschaft, denn Unternehmen haben schnell ca. zwanzig unterschiedliche IT-Systemanwendungen.
Wenn wir diese Digitalisierungs-Roadmap erstellt haben, machen wir das Dritte: die business-case-calculation. Was kostet das Ganze und was bringt es? Dazu haben wir ein eigenes Verfahren entwickelt.