6. April 2023

Microsoft will bis 2030 CO2 negativ sein, Bosch wählt schon heute bewusst nachhaltige Lieferanten aus und verzichtet auf Lufttransporte. Der britische Papier- und Verpackungsanbieter DS Smith entwickelt biologisch abbaubare Alternativen für Einwegverpackungen und verwendet für die Herstellung fast vollständig recycelte und nachhaltig beschaffte Materialien.

Die Big Player machen vor, wie Nachhaltigkeitsstrategien konkret und für Unternehmen wie auch Kunden nachvollziehbar realisiert werden. Doch wie sieht es aus, wenn man die Gesamtheit der Unternehmen betrachtet? Nicht alles ist „grün“, was „green“ heißt. Wirft man einen Blick auf die produzierende Industrie, ist das Thema Nachhaltigkeit nicht neu, vielmehr hat es in den vergangenen Jahren an Relevanz gewonnen. Trotzdem ist die praktische Anwendung längst noch nicht flächendeckend umgesetzt.

Produkte im Fokus der Industrie

Ein Grund hierfür liegt darin, dass der Fokus vieler Industrieunternehmen nach wie vor auf der Produktion von Maschinen bzw. Produkten liegt. Doch ebenda sind nicht die wesentlichen Ansatzpunkte, wenn es um die Reduzierung von Foot- und Handprint – also aller Emissionen, die bei Kundenunternehmen durch Produkte des Anbieterunternehmens verursacht werden – geht. Hebel für Nachhaltigkeitsstrategien sind an anderen Stellen im Unternehmen zu finden, beispielsweise in den Bereichen Logistik und Service.

Angetrieben durch neue Technologien, die die fortschreitende Digitalisierung gebracht hat, konnte in den letzten Jahren beobachtet werden, dass sich der Fokus – auch der produzierenden Unternehmen – immer mehr verschiebt.

Neben den traditionellen Produkten, den fassbaren hergestellten Gütern, erhöht sich die Zahl der digitalen Produkte in der produzierenden Industrie deutlich. Hinzu kommen Services und smarte Dienstleistungen, angepasst an die analogen Produkte, die dem Kunden einen deutlichen Mehrwert bieten. Beispiele hierfür sind as-a-Service-Produkte und pay-per-use Subscription-Modelle.

Gleichzeitig sind auch „Green Services“ in den Fokus der Industrie gerückt. Hierzu zählen Dienstleistungen, die angeboten bzw. genutzt werden, um Unternehmen, aber auch Kund*innen nachhaltiger zu machen. So werden beispielsweise Daten zur Nutzung und Lebensdauer von Maschinen gesammelt und ausgewertet, um Kund*innen passende Dienstleistungen zur Instandhaltung und Wartung zu liefern. Dadurch wird die Lebensdauer der genutzten Maschinen deutlich verlängert. Ziel der „Green Services“ ist es, den ökologischen Fußabdruck auf Kundenseite zu verbessern und so langfristig die Nachhaltigkeit zu steigern.

Konsortial-Benchmarking Green Service Business

Das Bewusstsein für „Green Services“ zu steigern, Erfolgsbeispielse zur Nachahmung und Daten über die erfolgreiche Umsetzung zu liefern, ist das Ziel des Konsortial-Benchmarkings „Green Service Business“ des Center Smart Services aus dem Cluster Smart Logistik gemeinsam mit dem KVD und FIR e.V. an der RWTH Aachen.

Innerhalb des Projekts werden fünf zentrale Themenbereiche bearbeitet, in denen Fragen zu Strategien, Realisation und Monitoring von „Green Services“ beantwortet und ausgewertet werden.

  1. Unternehmensvision und Nachhaltigkeitsstrategie
    • Wie hoch ist der Stellenwert der Nachhaltigkeit in den Unternehmen? Wie ist das Servicegeschäft in die Nachhaltigkeitsstrategie integriert?
  2. Ziele
    • Welche Ziele konnten in Bezug auf Nutzenversprechen dem Kunden gegenüber nachweislich realisiert werden?
  3. Umsetzung
    • Wie werden bestehende Services „green“, bzw. welche Services lassen sich nachhaltig für Unternehmen und Kunden gestalten?
  4. Kennzahlen
    • Wie wird der Erfolg von „green Services“ messbar? Welche Kennzahlen müssen definiert und erhoben werden? Und nicht zuletzt: Wie wird der monetäre Wert ermittelt?
  5. Steuerung
    • In welchen Unternehmensbereich fällt die Verantwortlichkeit für „green Services“, deren Steuerung und Verbesserung?

 

Beantwortet werden die Fragestellungen in Form von Fragebögen, die an mehr als 200 Unternehmen versendet werden. Aus ihnen werden nach der Auswertung und Tiefeninterviews die aussichtsreichsten Kandidaten für die Auszeichnung „Succesful Practice“ gewählt. „Von den Besten lernen“ ist der Leitspruch des Benchmarkings, weshalb die teilnehmenden Unternehmen nicht nur die Ergebnisse der Interviews und Fallstudien erhalten. Im Rahmen von Firmenbesuchen stellen die Sucessful Practices ihre „green Services“ und Nachhaltigkeitsstrategien auch in der Praxis vor. Im Anschluss wird das neue Wissen um Strategien, Erfolge aber auch Anforderungen und Hindernisse im Rahmen einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie und „green Services“ umgesetzt.

Weitere Informationen zum Konsortial-Benchmarking „Green Service Business“ erhalten Sie hier. Ihr direkter Ansprechpartner ist Lukas Bruhns: Lukas.Bruhns@fir.rwth-aachen.de