8. Mai 2018

Biomediziner beziehen Neubau auf dem Campus Melaten

Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW stellt das Center for Biohybrid Medical
 Systems (CBMS) fertig. Bund und Land fördern die Entwicklung biohybrider
 Medizinsysteme an der RWTH Aachen mit rund 40 Millionen Euro.

Aachen. Am Freitag (4. Mai 2018) wurde mit einem kleinen Festakt das neue Center for Biohybrid Medical Systems (CBMS) im Cluster Biomedizintechnik auf dem Campus Melaten offiziell eröffnet. Bauherr des modernen Forschungsgebäudes an der Forckenbeckstraße ist die Aachener Niederlassung des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW (BLB NRW). Mit rund 40 Millionen Euro haben das Land NRW und der Bund gemeinsam den Bau und die Ersteinrichtung des Gebäudes gefördert. Die RWTH Aachen hatte die Mittel über einen erfolgreichen Antrag nach Artikel 91b Grundgesetz eingeworben. Der Antrag wurde koordiniert von den Instituten für Angewandte Medizintechnik (Prof. Thomas Schmitz-Rode) und Experimentelle Molekulare Bildgebung (Prof. Fabian Kiessling).

 

Spitzenforschung braucht hervorragende Bauten

Zur offiziellen Einweihung des CBMS konnten die Geschäftsführerin des BLB NRW, Gabriele Willems, und RWTH-Rektor Prof. Ernst Schmachtenberg neben den Projektbeteiligten und Gästen aus Wissenschaft und Politik die nordrhein-westfälische Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel, MdB, begrüßen.

„Mit dem neuen Forschungsbau erfolgt ein weiterer Schritt zur biomedizinischen Schwerpunktbildung in Aachen”, sagte Ministerin Pfeiffer-Poensgen. „Der Standort ist dafür exzellent aufgestellt: Das Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik, das Leibniz-Institut für Interaktive Materialien, das Werkzeugmaschinenlabor der RWTH und das Universitätsklinikum Aachen befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft und stehen in engem Austausch mit dem CBMS.”

„Spitzenforschung braucht hervorragende Bauten, wie hier in Aachen. Das CBMS wird ein neues Aushängeschild für den Forschungs- und Medizinstandort Aachen. Das Konzept des CBMS vereint Forschende verschiedener Disziplinen unter einem Dach und berücksichtigt die Umsetzung in die Praxis von Anfang an. Das garantiert Innovationen für praxistaugliche Produktionsprozesse in der Biomedizintechnik.”, sagte Forschungsstaatssekretär Rachel.

„Auf über 2,5 Quadratkilometern entsteht hier in Aachen eine der größten Forschungslandschaften Europas“, resümiert BLB NRW Geschäftsführerin Willems. „Als zuverlässiger Partner der RWTH liefern wir mit dem CBMS einen weiteren, individuell auf die Bedürfnisse der Institute zugeschnittenen Baustein für den Campus Melaten.“

 

Biohybride Implantate statt synthetischer Herzklappen oder Chemotherapeutika

Auf einer Fläche von rund 5.600 Quadratmetern stellt der BLB NRW mit dem CBMS den Wissenschaftlern mobil gestaltete und miteinander interagierende Systemlabore zur Verfügung, die flexibel und bedarfsgerecht konfiguriert werden können. Auch von der räumlichen Nähe zum Klinikum und den im Cluster Biomedizintechnik immatrikulierten Industrieunternehmen werden die Wissenschaftler profitieren.

Im CBMS werden technische und biologische Bestandteile zu sogenannten biohybriden Medizinsystemen zusammengeführt, produziert und getestet. Wo früher rein synthetische Implantate (z.B. Herzklappen, Gefäßprothesen und Gelenkersatz) oder Therapeutika (z.B. Chemotherapeutika) eingesetzt wurden, kann heutzutage die Körperreaktion spezifischer und auf natürlichere Weise gelenkt werden. Funktionalität und Verträglichkeit von Implantaten und Pharmazeutika können hierdurch deutlich verbessert werden. Im Vordergrund stehen hierbei sowohl biohybride Implantate des Herz-Kreislaufsystems und Unterstützungssysteme der Lunge als auch diagnostische und therapeutische Nanowirkstoffe für die personalisierte Therapie von Tumoren und entzündlichen Erkrankungen.

Damit dies gelingt, muss der Produktionsprozess von Beginn an mit berücksichtigt werden. Nicht nur neue Implantate und Systeme, sondern auch ein neues „Engineering“ bereits in der frühen Forschungsphase ist notwendig, damit aus der Vision möglichst schnell ein wirksames klinisches Verfahren entwickelt wird. Das neue Gebäude bietet dazu herausragende Möglichkeiten: Auf eigens dazu konzipierten „System-Laborflächen“ werden Komponenten zu ersten Produktionseinheiten zusammen gefügt, um die Machbarkeit der komplexen Medizinsysteme schon in ihrer Entstehung zu zeigen und sicher zu stellen.