Auch Niels König, Abteilungsleiter Produktionsmesstechnik am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT und Projektleiter 5G-Industry Campus Europe, hat den Blick aufs konkrete Objekt. „Wir entwickeln keine Produkte. Wir denken aber, dass im Zusammenschluss mit der Industrie – und das genau machen wir – eine gute Basis besteht, um sehr frühzeitig neue Produkte zu entwickeln und zu erproben.“ Auf dem Campus ist 5G greifbar.
Die Fahrzeuge, die getestet werden, haben natürlich immer einen Sicherheitsfahrer mit an Bord. Da geht es primär um das Testen von Teilfunktionen, nicht um eine komplett automatisierte Fahrzeug-Führung, sondern beispielsweise um einen automatisierten Spurwechsel auf der Autobahn, der getestet wird – unter Einbeziehung einer Autobahnauffahrt. Timo Woopen: „Wir sind noch weit davon entfernt, mit Hilfe solcher Testfelder ohne Sicherheitsfahrer unterwegs zu sein.“
Ist Deutschland in der Mobilität ein innovativer Standort? „In Deutschland passiert schon sehr viel Innovatives“, sagt Laurent Klöker, schränkt aber ein: „Mit den USA können wir uns nicht vergleichen, weil die dort zur Verfügung stehenden Mittel eine ganz andere Hausnummer sind.“ Dennoch sei Deutschland beim Thema Mobilitätswende schon gut aufgestellt. Timo Woopen erwähnt positiv auch die Kooperation deutscher Hochschulen in dem gemeinsamen Projekt UNICARagil mit acht deutschen Universitäten und acht Industriepartnern. Beim automatisierten Fahren, diesem hochkomplexen Thema, rücke die Landschaft enger zusammen.
Mit der 5G-Forschungsinitiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur wurden 2019 sechs Sonderzuwendungsbescheide an Forschungseinrichtungen und Universitäten erteilt. Eine Sonderzuwendung erhielt die Initiative 5G-Industry Campus Europe. Damit gehört Aachen zu den sechs ausgewählten 5G-Modellregionen des Bundesministeriums.
Stich fasst die Chancen, die sich aus der engen Verbindung zwischen Forschung und Industrie in Aachen ergeben, ebenso optimistisch wie selbstbewusst zusammen: „Wir sind hier in Aachen zurzeit der größte durchgängige 5G-Standort in Europa. Wir haben den Vorteil, dass durch ihre Immatrikulation auf dem RWTH Aachen Campus die großen Player Ericsson, Telekom und Vodafone schon da sind. Was beweist: Wir haben schon eine Wirkung aus Aachen heraus, die uns manchmal im Tagesgeschäft gar nicht bewusst ist.“